Droht in Mittelhessen eine Immobilienblase?

Die Expo Real steht vor der Tür, die größte Fachmesse für Immobilien und Investitionen in Europa. Nach der Corona-Zwangspause freut sich Volksbankvorstand Dr. Peter Hanker wieder auf persönliche Begegnungen und Gespräche auf dem Münchner Messegelände. Auf der Expo Real trifft sich, was in der Immobilien-Branche Rang und Namen hat. Die Volksbank Mittelhessen und die IMAXX werden am Gemeinschaftsstand des Regionalmanagements Mittelhessen hochkarätig vertreten sein. Dabei findet die Messe in einer spannenden Zeit statt. Während Crash-Propheten das Platzen einer Blase vorhersagen, zeigen sich die heimischen Immobilienmärkte und deren Vertreter unbeeindruckt. So auch Dr. Peter Hanker, der im Vorfeld der Messe seine Einschätzung der aktuellen Marktlage teilt.

Seit Jahren kennen die Preise Immobilien auch in unserer Region nur eine Richtung. Nach oben! Skeptiker warnen vor einer Blasenbildung. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Richtig ist, dass die Preise für Wohneigentum und Gewerbeimmobilien kräftig angezogen haben. Laut den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes müssen Käufer fast 11 Prozent mehr auf den Tisch legen als noch ein Jahr zuvor. Dieser kräftige Preisanstieg basiert letztlich auf drei Faktoren. Erstens ist das Angebot knapp und die Nachfrage groß. Gerade in den Ballungsräumen sind kaum neue Flächen vorhanden. Nachverdichtung hat zudem ihre Grenzen und sie wird von den jeweiligen Nachbarn oft sehr kritisch gesehen. Zweitens sind die Zinsen nach wie vor extrem niedrig. Baugeld ist so günstig wie nie. Drittens sind die Baukosten infolge höherer Standards und Rohstoffpreise gestiegen, teilweise haben sich diese verdoppelt. Der Immobilienmarkt ist nicht spekulations-, sondern nachfragegetrieben. Auch das ist für uns ein wichtiger Indikator, der klar gegen einen Blasenbildung spricht.

Droht denn die Gefahr einer Preiskorrektur?

Bezeichnenderweise werden wir jedes Jahr danach gefragt, wann denn der große Immobiliencrash vor der Tür steht. Und doch steigen die Preise Jahr für Jahr. Für unsere Region sehen wir diese Gefahr derzeit nicht. Im Gegenteil: Wir beobachten in Mittelhessen eine allmähliche Anpassung an das landesweite Niveau. Und doch liegen die Preise teilweise unter dem landesweiten Durchschnitt. Was nicht bedeutet, dass in Mittelhessen keine ordentlichen Renditen drin sind. Gerade die Oberzentren sind und bleiben hoch attraktiv. Das universitäre Umfeld in Marburg und Gießen sorgt für stetigen Zuzug gerade von jungen Menschen und Familien. Doch auch in den anderen urbanen Zentren ist Wohnraum ein knappes Gut und daher gefragt. Besonders im Fokus ist zum Beispiel auch die Kurstadt Bad Nauheim, hier erreichen die Preise neue Rekordwerte. Interessanterweise haben wir es in Hessen mit einem Nord-Süd-Gefälle zu tun. Je weiter wir im Süden sind, also Richtung Frankfurt, desto teuer wird der Quadratmeter und umgekehrt. Im Norden ist der Quadratmeter deutlich günstiger, bei durchaus spannenden Renditechancen.

Chinas Immobiliengigant Evergrande schwankt einer Pleite entgegen. Welche Auswirkungen hätte eine Zahlungsunfähigkeit für Immobilieninvestoren?

Evergrande hat durchaus das Potenzial, die Märkte ein wenig durchzuschütteln. Und dennoch bleibt es in erster Linie ein chinesisches Problem, denn die Investoren sind in erster Linie Landsleute. Sollte eine Pleite dem chinesischen Immobilienmarkt einen Dämpfer geben, könnte das sogar zumindest vorübergehend einen positiven Effekt auf die Rohstoffpreise haben. Diese sind derzeit extrem hoch. Zum Beispiel beim Holz. Der Bauboom hat dazu geführt, dass China aber auch die USA den Holzmarkt bis auf den letzten Zahnstocher leerkaufen. Das bedeutet nicht nur hohe Preise, sondern auch Lieferengpässe für heimische Bauherren. Gleiches gilt auch für andere wichtige Baumaterialien wie Stahl oder Dämmmaterial. Doch ich bin davon überzeugt, dass selbst eine Pleite dieses bedeutenden Konzerns nichts am allgemeinen Trend zum Betongold ändern wird. Solange die Zinsen niedrig bleiben und Wohnraum knapp ist, bleibt die Immobilie ein attraktives Investment. Und das sehe ich noch einige Jahre so!

Herr Dr. Hanker, auch in diesem Jahr wird die Volksbank Mittelhessen am Gemeinschaftsstand der Region Mittelhessen auf der Expo Real vertreten sein. Was versprechen Sie sich von der Messe?

An erster Stelle freue ich mich sehr, dass wir endlich wieder eine Messe in Präsenz besuchen können. Webkonferenzen helfen uns im Alltag, doch wenn es um hohe Investitionen geht, schaue ich meinem Gegenüber doch gerne in die Augen. Wir treffen in München Projektentwickler, Investoren, Finanzierer, Vermittler, Architekten oder auch Vertreter der Kommunalpolitik. Die Expo Real schätzen wir als eine B2B-Messe mit hochkarätigem Fachpublikum. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir hier die relevanten Entscheider treffen und konkrete Projekte für Mittelhessen anbahnen konnten, teils mit beachtlichen Finanzierungsvolumina. Wir hoffen, dass wir nach der Corona-Pause an diese Erfolge anknüpfen können und danken dem Regionalmanagement Mittelhessen für die kompetente Koordination des Gemeinschaftsstandes.