Mittelhessen. Am Mittwochabend lud die Volksbank Mittelhessen die gewählten Vertreter der 193.889 Mitglieder in die Gießener Kongresshalle zur diesjährigen Vertreterversammlung. Rund 500 Vertreter und Gäste waren der Einladung des Vorstandes und Aufsichtsrates gefolgt. Die Versammlung bildet das höchste Organ der Genossenschaft. Getreu der genossenschaftlichen Idee der Mitbestimmung und Selbstverwaltung entscheidet sie unter anderem über die Feststellung des Jahresabschlusses, die Verwendung des Bilanzgewinns sowie die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.
Prof. Dr. Hubert Jung, Vorsitzender des Aufsichtsrates, begrüßte die Anwesenden und eröffnete die Versammlung mit einleitenden Worten sowie einem Ausblick auf die Tagesordnung. Anschließend legte Vorstandssprecher Dr. Peter Hanker Rechenschaft ab und berichtete den Vertretern detailliert über die wirtschaftlichen Daten und Ereignisse des vergangenen Geschäftsjahres.
Den nach wie vor widrigen Zinsbedingungen zum Trotz gelang der mittelhessischen Genossenschaftsbank ein kräftiges Wachstum in allen wesentlichen Positionen der Bilanz. So konnte das Geschäftsjahr mit einem sehr guten Ergebnis abgeschlossen werden. Vorallem die positive Entwicklung des Kredit- und des Einlagegeschäftes knüpfte nahtlos an die guten Vorjahre an.
Der Jahresbericht der Volksbank Mittelhessen liegt in den Filialen aus. Zudem ist er online unter https://jahresbericht.vb-mittelhessen.de/ verfügbar.
Vertreterversammlung der Volksbank Mittelhessen
Drittgrößte deutsche Volksbank legt 2017 ordentlich zu
5,5 % Dividende für die Mitglieder
Geschäftsentwicklung und Bilanzsumme
Die Bilanzsumme überschritt im Berichtsjahr erstmals die Marke von 7 Mrd. EUR. Bis zum Stichtag ist sie um 4,0 % oder 272 Mio. EUR auf 7.135 Mio. EUR gestiegen. Ein wesentlicher Treiber des Wachstums lag in der sehr starken Entwicklung des Kreditgeschäftes. Die Nachfrage nach Krediten war sowohl auf gewerblicher Seite als auch auf privater Seite ungebrochen hoch. In diesem Zuge konnte das Kundenkreditvolumen um 6,9 % auf zuletzt 4.552 Mio. EUR ausgeweitet werden. Dies entspricht einem Nettowachstum in Höhe von 295 Mio. EUR. Hierfür wurden im Geschäftsjahr neue Darlehen in Höhe von 1.067 Mio. EUR gewährt. Diesen standen Tilgungsleistungen in Höhe von 719 Mio. EUR gegenüber.
Der Anteil des Firmenkundensegments an den Forderungen stieg in der vergangenen Berichtsperiode auf 62,2 Prozent. Dies unterstreicht die herausragende Bedeutung der Volksbank Mittelhessen als wichtigster Finanzier des regionalen Mittelstands. 37,8 % der Kredite entfallen auf Privatkunden. Über das bilanzwirksame Geschäft hinaus haben die Berater Darlehen in Höhe von 575 Mio. EUR an Verbundpartner der Volksbank Mittelhessen vermittelt. Der Bestand eigener Wertpapiere erhöhte sich infolge der positiven Marktentwicklungen und der Wiederanlage endfälliger Papiere um 104 Mio. EUR auf 1.839 Mio. EUR.
Trotz der nach wie vor historisch niedrigen Zinsen konnten die Kundeneinlagen inklusive der begebenen Schuldverschreibungen im Berichtsjahr um 2,2 Prozent oder 123 Mio. EUR auf zuletzt 5.701 Mio. EUR gesteigert werden. Der besondere Schutz durch die genossenschaftliche Einlagensicherung ist für viele Menschen neben dem Zinssatz ein gewichtiges Argument. Nicht nur aus diesem Grund erteilt daher der Vorstand der Volksbank Mittelhessen einer europapolitisch zur Debatte stehenden Transferunion unter Banken eine klare Absage.
Bilanzielles Eigenkapital steigt auf 755 Mio. EUR
Die Volksbank Mittelhessen verfügt über eine überdurchschnittlich hohe Eigenkapitalausstattung. Durch Gewinnthesaurierung hat die Volksbank ihre Eigenkapitalausstattung im Berichtsjahr um weitere 50 Mio. EUR auf nun 755 Mio. EUR aufgestockt. Damit sieht sie sich auch im Hinblick auf die verschärften Anforderungen durch Basel III gut aufgestellt. Nach Beschlussfassung durch die Vertreterversammlung wurde das Eigenkapital nochmals gestärkt. Die Kernkapitalquote der Volksbank Mittelhessen beträgt damit auf Basis der per 31.12.2017 gültigen Eigenmittelbestandteile 15,2 %.
Ergebnisrechnung 2017
Die Ertragslage der Volksbank Mittelhessen stellt sich im Berichtsjahr als sehr gut dar. Nachdem das Zinsergebnis in den Vorjahren infolge des Zinsumfeldes rückläufig war, konnte dieser negative Trend im Jahr 2017 gestoppt werden. Mit 125 Mio. EUR liegt das Zinsergebnis der vergangenen zwölf Monate 1,5 Mio. EUR über dem des Vorjahres. Der Provisionsüberschuss wurde ebenfalls leicht verbessert. Dieser summierte sich zum Jahresende 2017 auf 52 Mio. EUR (+0,5 Mio. EUR).
Gleichzeitig gelang es im Berichtsjahr die Allgemeinen Verwaltungsaufwendungen im Zuge von Kostensenkungen zu reduzieren. Im Vergleich zum Vorjahr sanken sie um 2,7 Mio. EUR auf 112 Mio. EUR. Dementsprechend konnte die Cost-Income-Ratio als Maßstab für die wirtschaftliche Effizienz der Volksbank Mittelhessen auf 66,23 % verbessert werden.
Mit 60,4 Mio. EUR übertrifft das Ergebnis vor Bewertung den Vorjahreswert um 2,7 Mio. EUR. Das positive Bewertungsergebnis von beinahe 4 Mio. EUR beinhaltet Kursgewinne auf eigene Wertpapiere. Zudem präsentiert sich die mittelhessische Wirtschaft nach wie vor äußerst robust. Daher waren auch im Berichtsjahr nur marginale Wertberichtigungen auf Kredite erforderlich. Alle Forderungen wurden vorsichtig bewertet. Sämtliche erkennbaren Risiken sind durch Wertberichtigungen und Rückstellungen abgedeckt.
So kommt die Volksbank Mittelhessen im Berichtsjahr 2017 auf ein Ergebnis nach Bewertung in Höhe von 64,3 Mio. EUR nach 65 Mio. EUR im Vorjahr. Mit diesem Ergebnis ist der Vorstand sehr zufrieden.
Der Steueraufwand beträgt im Berichtsjahr 10,0 Mio. EUR. Nach der Dotierung des Fonds für allgemeine Bankrisiken in Höhe von 23 Mio. EUR verbleibt demnach ein Jahresüberschuss 2017 in Höhe 31,3 Mio. EUR. Im Hinblick auf die Vorgaben von Basel III wird dieser durch Beschluss der Vertreterversammlung in die Rücklagen eingestellt. Zudem schüttet die Genossenschaft laut Beschluss der Vertreterversammlung eine Dividende in Höhe von 5,5% an die Mitglieder aus.
1.363 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der Volksbank beschäftigt, 63 davon sind Auszubildende. Neben dem Bankkaufmann bildet die Volksbank Mittelhessen junge Nachwuchskräfte in den Berufen Kaufmann für Dialogmarketing und Kaufmann für Versicherungen und Finanzen sowie Fachinformatiker aus.
Gesellschaftliches Engagement
Ihrer gesellschaftlichen Verantwortung kommt die Volksbank Mittelhessen gerne nach. Im Geschäftsjahr 2017 hat die Volksbank Mittelhessen mehr als 1.000 regionale Initiativen, Vereine sowie soziale und gemeinnützige Einrichtungen durch finanzielle Fördermaßnahmen in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro unterstützt.
Gesetzliche Prüfung, Genehmigung des Jahresabschlusses und Verwendung des Jahresüberschusses 2017
Das von Volksbankvorstand Hans-Heinrich Bernhardt vorgetragene zusammengefasste Prüfungsergebnis des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes e.V. geht mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk einher. Die anwesenden Vertreter genehmigten den Jahresabschluss und entlasteten die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates. Sie stimmten außerdem dem Vorschlag zur Verwendung des Bilanzgewinnes sowie einer Dividende in Höhe von 5,5 % zu.
Veränderungen im Aufsichtsrat
Mit Ablauf der Wahlperiode schieden turnusgemäß die Herren Michael Koch, Anton Bühlmeyer, Dr. Georg Renner und Thomas Schmidt aus. Die vier Herren stellten sich für eine Wiederwahl zur Verfügung und wurden durch die Vertreterversammlung für eine weitere Amtsperiode in das Gremium berufen. Ebenfalls turnusgemäß schied Karl-Heinz Schäfer aus dem Aufsichtsgremium aus. Nach 33 Jahren im Aufsichtsrat trat er nicht erneut an.
Seit seiner Berufung im Jahr 1985 war Schäfer kontinuierlich im Aufsichtsrat der Volksbank Mittelhessen bzw. der Rechtsvorgängerinnen aktiv. Mit großer Sachkenntnis und hohem persönlichen Einsatz hat er die Genossenschaftsbank und deren Entwicklung zur drittgrößten deutschen Volksbank kompetent begleitet. Der gesamte Vorstand sowie der Aufsichtsrat unter Leitung des Vorsitzenden Prof. Dr. Hubert Jung würdigten diese herausragende Leistung und bedankten sich für das langjährige Engagement im Aufsichtsgremium.
In Anerkennung dieser Verdienste verlieh Ludwig Lippes, Bereichsleiter Prüfung des Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen e.V., dem ehemaligen Aufsichtsrat Schäfer die goldene Ehrennadel des Genossenschaftsverbandes.
Mit der entstandenen Vakanz schlug Prof. Dr. Jung den Geschäftsführer der Licher Privatbrauerei, Herrn Holger Pfeiffer, für die Wahl zum Aufsichtsrat vor. Die Vertreterversammlung votierte einstimmig für dessen Ernennung.
Ausblick
Die Rahmenbedingungen bleiben auch in den kommenden Jahren äußerst anspruchsvoll. Es ist kurzfristig nicht damit zu rechnen, dass die Europäische Zentralbank ihren Kurs der ultralockeren Geldpolitik aufgibt. Eine Zinswende ist nach wie vor nicht in Sicht, auch wenn die wirtschaftlichen Prognosen und die Inflationsrate im Euroraum eine moderate Anpassung der Zinsen rechtfertigen würden.
Unter diesen Bedingungen wird es für regionale Volksbanken und Raiffeisenbanken angesichts der weiter sinkenden Zinsmargen zunehmend schwieriger, Erträge zu generieren. Doch aufgrund der besonderen Marktstellung der Volksbank Mittelhessen wird es uns weiter gelingen, diese weiter auszubauen und ein moderates Wachstum zu erreichen.