„Perspektivwechsel“ heißt das Projekt, zu dem sich Auszubildende der Volksbank Mittelhessen im ersten Lehrjahr freiwillig melden können. Ein einwöchiges, soziales Praktikum soll den angehenden Bankkaufleuten den Blick über den Tellerrand ermöglichen. Zehn Auszubildende haben in diesem Jahr das Angebot angenommen und eine Woche in einer gemeinnützigen Einrichtung Erfahrungen gesammelt.
„Wer einmal gemeinsam mit engagierten Ehrenamtlichen bei der Essensausgabe einer Tafel mitanpackt, wer den Alltag in einem Pflegeheim oder einem Hospiz hautnah miterlebt, der beginnt die eigene Person und Rolle zu reflektieren“ erläutert Projektleiterin Brita Bielke. „Soziale Kompetenzen, wie z.B. Empathie und Kommunikation, gehören zu den wichtigen Schlüsselkompetenzen in unserem Beruf. Daher ist der Perspektivwechsel seit vielen Jahren fester Bestandteil des Ausbildungsprogramms.“
Die Auszubildenden der Volksbank Mittelhessen recherchieren eigenverantwortlich geeignete Praktikumsplätzen und sprechen die jeweiligen Verantwortlichen an. Viele soziale Einrichtungen erklärten sich gerne bereit, einen Praktikanten aufzunehmen. Alle Teilnehmer führten ein Praktikumstagebuch und berichteten im Rahmen einer Abschlussveranstaltung über ihre persönlichen Erlebnisse.
So wie Friederike Antkowiak, die sich für ein Praktikum in einer Friedberger Jugendeinrichtung entschied. Das „Junity“ bietet Jugendlichen ab 12 Jahren den Raum und die Möglichkeiten, sich kreativ auszuleben und eigene Ideen zu verwirklichen. Hier werden Bands gegründet, Kunst und Kultur geschaffen. „In der Praktikumswoche durfte ich bei der „Girls Art Week“ Verantwortung übernehmen. Die kreative und künstlerische Arbeit mit den Mädchen im Alter von 12 bis 16 hat mir großen Spaß gemacht. Ich habe aber auch erfahren wie wertvoll eine soziale Einrichtung wie das Junity für unsere Gesellschaft und wie wichtig sie für die Jugendliche ist“, berichtete die Auszubildende Friederike Antkowiak.
Jan Philip Wildemann, ebenfalls Auszubildender im ersten Lehrjahr, absolvierte ein Praktikum in den „Hinterländer Werkstätten“, eine Einrichtung des Lebenshilfewerks Marburg-Biedenkopf in Dautphetal. In den insgesamt drei Werkstätten des Lebenshilfewerks Marburg-Biedenkopf finden aktuell mehr als 600 Menschen mit Behinderungen Rehabilitation, Berufsausbildung und Beschäftigung. „Zu Beginn waren die Betreuer überrascht und vielleicht auch etwas skeptisch. Ein Praktikant der Volksbank. Das war eher ungewöhnlich. Doch nach einer Woche war das Fazit auf beiden Seiten sehr positiv. Die Arbeit der Betreuer und der Betreuten ist bewundernswert“, fasste Jan Philip Wildemann sein Praktikum zusammen.