„Trade wars are good, and easy to win“ twittert US-Präsident Donald Trump am 2. März des vergangenen Jahres. 95.000 Trump-Fans schenken ihm ein „Like“. Und der Rest der Welt? Hält den Atem an und wartet ab, was dieser unberechenbare Faktor im Weißen Haus als nächstes anstellt. Die Weltkonjunktur hängt am Twitter-Account eines Egomanen, der es an die Schalthebel der amerikanischen Macht geschafft hat? Nicht ganz, da wären ja auch noch andere Baustellen wie z.B. der drohende harte Brexit, die europäische Schuldenproblematik im Allgemeinen oder die Unruhen im Nachbarland Frankreich. Willkommen im Jahr 2019!
Die politischen Probleme, die uns das vorangegangene Jahr vererbt hat, schlagen mit voller Wucht durch. Die Folge: Das Wirtschaftswachstum im exportabhängigen Deutschland, aber auch im europäischen Wirtschaftsraum schwächt sich ab. Nicht nur die politischen Risiken, auch strukturelle Probleme wie der Fachkräfte- und Innovationsmangel belasten die deutsche Konjunktur. Deutschland steht im innereuropäischen Vergleich mit einer Prognose von einem Prozent Wachstum zum Vorjahr auf dem vorletzten Platz. Vor Dauerpatient Italien. Doch auch der Blick über den Tellerrand bleibt nüchtern: Die Weltkonjunktur hat ihren Zenit offensichtlich überschritten.
Welche Konsequenzen ergeben sich für Unternehmen und deren Investitionspolitik? Zunächst einmal müssen wir davon ausgehen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Chance für eine moderate Zinsanpassung verpasst hat. Der Aufschwung der vergangenen beiden Jahre ist im Hinblick auf die Zinsen wirkungslos verpufft. Angesichts der derzeitigen Lage hat die EZB kaum noch Handlungsoptionen. Daher ist nicht davon auszugehen, dass die Zinsen auf Sicht steigen werden. Im Gegenteil: Sollte sich die weltpolitischen Krisen weiter verschärfen, bleiben noch der Ankauf von Bundeswertpapieren oder fiskalpolitische Instrumente, will man die Kriterien des Maastricht Vertrages künftig erfüllen. Es ist keine Zinswende in Sicht. Das bedeutet für expansionsorienterte Unternehmer bleiben Investitionen, so denn der Markt für höheren Absatz aufnahmebereit ist, äußerst günstig.
Auch im Hinblick auf die gesamtwirtschaftlichen Aussichten gibt es keinen Grund für echten Trübsal. Die Stimmung im Land scheint schlechter als die tatsächliche Lage. Auch wenn Europa und Deutschland den Wachstumshöhepunkt offenbar überschritten haben, ist eine Rezession weiter unwahrscheinlich. Die Inflation bleibt moderat bei etwa 1,5 Prozent, die Renditen stabil wenn auch auf niedrigem Niveau. Spannend bleibt auch der deutsche Immobilienmarkt, dessen Preisentwicklung in den Ballungszentren etwas an Dynamik verliert, dafür in der Breite gewinnt.